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Hallo -
bekanntermaßen bin ich ein großer Freund verwitterter Modelle, die möglichst realistisch ausschauen sollen. Einen Teil solcher Modelle stellte ich bereits hier im Forum vor. Dabei liegt mir jeder irgendwie geartete Wettbewerb mit anderen Kollegen, die ebenfalls Modelle verwittern, völlig fern. Ich patiniere nur privat, und zwar Reichsbahn in Spur I, Rhätische Bahn in 0m und US in Spur 0.
Leider ist einer der fähigsten deutschen Patinierer, Axel Henkenjohann, verstorben (requiescat in pace!).
Ich kannte ihn und schaute ihm "mit den Augen stehlend" zu. Er vertrat die Meinung, dass man sich stets konkret zur Stimmigkeit am Vorbild zu orientieren hat, aber letztlich das Patinierergebnis primär dem Modellbesitzer gefallen muss.
Foto-Copyright by A. Henkenjohann;
hier urheberrechtlich zulässig abgebildet (seinerzeitige Genehmigung) - das Foto ist nicht frei verfügbar -
Da sage noch jemand - angesichts solcher Beispiele, dass es sich um "Spielzeug" (im abwertenden Sinne!) handelt.
> Man beachte den dezenten Rostschleier!
Zu den wahren (aktuellen) Künstlern zählen m. E. im Modellbahnbereich der Niederländer Becasse sowie der US-Amerikaner Don Smith. Sie besitzen das "richtige Auge", "ein begnadetes Händchen" und absolutes Talent.
Letztlich ist das Verwittern - wie so vieles im Modellbahnbereich - Ansichtssache bzw. auch eine Geschmacksfrage, ob man seine Modelle "versaut" oder nicht. Für jede Richtung gibt es Argumente.
Auch eine Frage des Geschmacks:
"Frisch" oder "dreckig" - eine Gegenüberstellung.
> KM1-BR-18520 der Reichsbahn (Epoche IIc) meisterlich patiniert als Auftragsarbeit von Th. Schoknecht:
Für mich persönlich aber zählt z. B. das (einerseits verständliche!) Argument nicht, das da lautet: "Wenn ich verkaufen will, bekomme ich bestimmt weniger für ein verwittertes Modell!"
Zugegeben: Wenn das Modell wirklich im negativen Sinne "versaut" ist, mag das so sein.
Andererseits kaufe ich meine Modelle für mich, ich will Freude damit haben - und ein Verkauf mag irgendwann anstehen, doch das ist mir ziemlich egal, wie dann die Chancen stehen. Wer stets beim Kauf an das Verkaufen denkt, verpasst möglicherweise ein Stück Kreativität, das mit dem (eigenen) Verwittern von Modellen einhergeht. Ich kann insofern nur jeden ermuntern, mit einem preisgünstigen Modell als Muster anzufangen und Erfahrungen zu sammeln.
Vielfach ist "Rost" ein Thema, denn was wirkt realistischer als Rost?
Allerdings muss Rost am Modell vorbildgerecht sein im Hinblick auf den Gebrauchszustand, die Epoche und die Bahngesellschaft. Man bedenke: Schrottreif patinierte Modelle mit extrem viel Rost fahren in der Realität nicht mehr, sie werden abgestellt und abgewrackt. Auch die Bahngesellschaft spielt eine nicht unwesentliche Rolle: Bei der DRG waren die Vorbilder im Wesentlichen gepflegt, bei der DRB in Epoche IIc dagegen (während des WWII) sah man auch ziemlich verlottertes Rollmaterial - ebenso wie in der Epoche IIIa.
Ich will im Folgenden mein Farbmaterial vorstellen und ein paar Beispiele für eine "Rost-Kur" geben. Dies alles ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit oder gar "Perfektion"!
Zunächst ein Beispielfoto aus dem richtigen "Rostleben":
Wird fortgesetzt!
Slàn leat!
Scio
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Farben, die ich verwende (Pinseltechnik):
Ein grundsätzlicher Hinweis:
Für den Laien/Anfänger ist es nicht ratsam, sich ein im Handel erhältliches Patinierset zu kaufen, um damit rumzuprobieren. Das sind in der Regel Ölfarben (lösemittelhaltig).
Damit kann der Ungeübte schnell ein Modell total "versauen", es also - salopp ausgedrückt - "reif für die Tonne pinseln"!
> Acrylfarben lassen sich auch später noch (nach dem Trocknen) teils korrigieren, bei Ölfarben ist das schwierig bis unmöglich!
..................
Später mehr!
Slàn leat!
Scio
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Hallo -
ich zeige in g r o b e n Schritten die Rostung des Fahrwerks bei einem Spur-1-Waggon. Das ist alles nur als GRUNDROSTUNG einfacher Art zu verstehen. Man kann das mit Airbrush mit erheblich mehr Aufwand auch viel besser hinbekommen, aber das setzt Abkleben usw. voraus.
Das auf dem Foto zu sehende Modell ist noch nicht fertig patiniert!!
BEISPIEL:
Verwitterte Federn, Räder, Bremsen, gelbliche Sand-Verstaubung usw. beim Vorbild = Vorlage zum Patinieren:
Quelle: Aus einem Foto von Markus Hellwig.
Von mir so ungefähr ins Modell umgesetzt:
Verfeinerungen:
Mit etwas Geschick lässt sich ein Fahrwerk im Detail noch aufbessern:
Bitte freundlicherweise beachten:
Die hier von mir extra gezeigten Fotovergrößerungen (teils zehnfach!) wirken etwas grob - beim Modell sieht das, weil viel kleiner - alles erheblich harmonischer aus.
Die meisten Patinierer zeigen keine solchen Vergrößerungen, weil die Gesamtwirkung dadurch untergeht. Doch um zu zeigen, wie man es machen kann, sind nur Vergrößerungen hilfreich.
Entscheidend ist stets die Gesamtwirkung (die aus vielen Einzelpartien besteht, wozu nur als ein Teil ROST gehört) -
die patinierten Modelle müssen insgesamt stimmig rüberkommen:
Slàn leat!
Scio
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Hallo -
es wurde nachgefragt, wie das denn mit den von mir im Beitrag 1 (Text zu unterstem Foto) erwähnten LACK-ABPLATZERN mit Rostansatz ausschaut.
>>>> Ich zeige aus meiner US-Spur-0-Sammlung einen Güterwagen (rechts der Waggon "frisch aus der Schachtel, links der patinierte Waggon).
Die folgende ausschnittweise Vergrößerung zeigt die hellumrandeten Lackabplatzer mit Rost (das Helle um den Rost soll die ursprüngliche Grundierung darstellen, die am Rand des Abplatzers hervortritt).
Slàn leat!
Scio
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Hallo -
nachtragen möchte ich zum allgemeinen Thema "Patinieren/Verwittern/Weathern" zwei Fotos des Spitzenpatinierers Don Smith (USA).
Dazu bedarf es wohl keines Kommentars:
Erläuterung zum Rollmaterial: Es handelt sich um hochwertige Mischbauweise-Spur-0-Modelle (2Rail; M=1:48) des Herstellers ATLAS/USA)
Slàn leat!
Scio
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Das, was Du für den Gipfel hältst, ist nur eine Stufe.
Lucius Annaeus Seneca, Liber XX (viginti) Epistula CXVIII (centumduodeviginti)
Hinweis: All meine Blogs (Höllentalbahn+Südharzeisenbahn) werden zurzeit überarbeitet und haben eine neue Adresse erhalten.
Diese sind nämlich keine Projektionsflächen für dubiose Geschäftemacher (Investment etc. via t.co) oder sonstiger Werbung.
Die neuen URL vergebe ich deshalb nur noch handverlesen.
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Lieber Horst, recht vielen Dank!
Sehenswerte LINKS, die Du angibst, die kannte ich noch nicht.
Allen Weathering-Fans empfehle ich die US-Galerien von Don Smith, der sich auf Spur-Null-Industrie-/Güterwagenmodelle spezialisiert hat.
http://www.industrialmodels.net/
> Man kann auch für hiesige Modelle daraus zahlreiche nützliche Weathering-Aspekte ableiten.
> Aber auch einfach nur so "zum traumhaften Anschauen" sind die Fotos geeignet.
Wer die US-Szene kennt, weiß, dass zahlreiche Vorbild-Waggons genau so unterwegs sind - hier ist Rost durchaus ein Thema. Und Don Smith setzt dies präzise um.
Das Modell ist in dieser perfekten Weathering-Ausführung vom Original kaum zu unterscheiden.
Slàn leat!
Scio
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Hallo Scio,
keine Ursache, denn aktiven Modelleisenbahnern gebe ich gerne Hinweise! Die Decals von Joe Steimann sind „nur ein Baustein”, um zusammen mit den traditionellen Weathering-Methoden ein harmonisches Ganzes zu bilden (Don Smith ist mir auch bekannt).
Der folgende Link hat mit Modellbahn erst einmal rein gar nichts zu tun, zeigt aber, dass man mit wenig Mitteln zu fantastischen (fast lebensechten) Modellfotos gelangen kann, wie das Michael Paul Smith eindrucksvoll zeigt. Ist natürlich auf das Hobby Modelbahn 1:1 übertragbar - HDR-Software tut ihr Übriges (Tam diu tibi discendum est, quam vivis.).
Noch ein kleiner Hinweis. Die MRH Videoserie „What's neat” von Ken Patterson enthält viel „Nützliches” für die Praxis im Modellbau, aber auch für das Fotografieren. Vielleicht ist das ja für manchen Mitleser auch etwas Interessantes.
Weiterhin viel Spaß beim Patinieren!
Höllische Grüße
Horst
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Ja, sehr informativer Link, Horst.
Modell-Fotografie ist - speziell in den USA - ebenfalls gut entwickelt. Bei uns hier sieht das oft doch noch sehr mager aus.
Wir werden einen gesonderten Thread dazu einstellen. Jeder lernt doch sicher gerne was dazu.
Slàn leat!
Scio
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