Hallo -
heute beginne ich damit, ein weiteres Fahrdiorama in 1:32 als Baubericht vorzustellen, und zwar handelt es sich um einen Ausschnitt aus dem "Wilden Westen" Amerikas zur Zeit des Unabhängigkeitskrieges im 19. Jahrhundert.
Für Spur 1 ist dieses Thema sicher ungewöhnlich.
Dennoch:
Die oft verschmähte "Maxi"-Serie von Märklin bietet (veränderungswürdig) ein paar Modelle, die man durchaus dazu nutzen kann. Zudem finden sich bei Andrea Miniatures hervorragende Figuren usw., die in dieses Geschehen passen.
Die hier besprochene und gezeigte Szenerie passt zudem ganz ausgezeichnet in den Sektor "Beschäftigung der heranwachsenden Sprösslinge".
"Wilder Westen", Cowboys und Bahn sind - wie ich feststellte - als Kombination immer noch attraktive Themen, um Heranwachsende "mitzunehmen" und für die Modellbahn zu begeistern. Aber auch der von Karl May geprägte Modellbahner um die 60 bis 70 wird - bei näherem Hinsehen - Freude an diesem Thema finden können - nicht müssen!
Ich beginne - wie bei mir üblich - mit einer kleinen Einführung, um in groben Zügen die Historie, in der sich dieses Bahngeschehen abspielt, zu beleuchten. Ich finde es stets sehr sinnvoll, wenn man zu seinen Modellen weiß, was im Vorbildbereich denn so alles "abging".
Im 19. Jahrhundert wurden im Westen Amerikas – auch durch den Goldrausch ausgelöst, neue Siedlungen gegründet.
Um die großen Entfernungen zwischen dem Osten (New York) und den Siedlungen im Westen (z. B. in Kalifornien) zu verbinden, setzte man zahlreiche Transportmittel ein. Vom Ochsenkarren über Last-Maultiere, den pferdebespannten Planwagen bis später zur Eisenbahn war alles vertreten.
Schneller als Planwagen waren die Postkutschen zur Eilpost und Personenbeförderung, die auch Stagecoaches genannt wurden. Der sog. Pony-Express, der speziell zur Beförderung von Briefpost eingerichtet wurde, stellte eine frühe Sonderform der Eypresspost dar.
Und schließlich entstand nach dem Bürgerkrieg eine der größten Errungenschaften des Wilden Westens: Die transkontinentale Eisenbahn.
Erst nach dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der im Jahre 1783 endete, konnte der Aufbruch in den Westen uneingeschränkt beginnen. Davor erschwerten englische Gesetze und der Krieg die Westwanderung erheblich. Der größte Teil des Gebietes vom Mississippi bis zu den Rocky Mountains gehörte zudem bis 1763 noch den Spaniern. Im Jahre 1800 übernahm Frankreich den westlichen Teil des Gebietes. Da Napoleon Bonaparte aber nicht die finanziellen Mittel besaß, das Land, das Louisiana genannt wurde, zu erschließen, verkaufte er es im Jahre 1803 für 15 Millionen Dollar an die USA, obwohl er sich zuvor gegenüber den Spaniern verpflichtet hatte, dieses nicht zu tun.
Bereits in den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts, als die erste Westwanderung einsetzte, dachte man über den Bau einer transkontinentalen Eisenbahn nach, die den Osten mit dem Westen verbinden sollte. Aber erst im Jahre 1857 entwickelte der Eisenbahningenieur Theodore Dehone Judah einen konkreten Plan für den Bau der Pazifischen Eisenbahn. Nachdem er seinen Plan in den Folgejahren noch verbessert hatte, fand er auch Geldgeber für seine Idee. Collis P. Huntington, Mark Hopkins, Leland Stanford und Charles Crocker, genannt "Die Großen Vier", gründeten daraufhin 1861 die Central Pacific Railroad.
Vorbildfoto:
Das historische Foto von J. Russel zeigt die Vollendung der ersten transkontinentalen Eisenbahnlinie zwischen Atlantik und Pazifik. Aufgenommen am 10. Mai 1869 am Promontory Poin. Urheberrechtlich gemeinfrei!
Die Central Pacific wurde von der Regierung beauftragt, einen Teil der Linie von Sacramento aus nach Osten zu bauen. Das Unternehmen hatte dabei die schwierige Aufgabe, die Rocky Mountains zu überwinden. Dazu mussten zahlreiche Sprengungen durchgeführt werden, riesige Tunnel wurden durch den Berg gegraben, gewaltige Brücken errichtet, um die Täler zu überwinden.
Der Bau der zweiten Linie vom Missouri in den Westen, oblag der Union Pacific Railroad, die etwa zur gleichen Zeit wie die Central Pacific Railroad gegründet wurde. Da die Arbeit der Central Pacific durch den Bürgerkrieg verzögert wurde, begann die Union Pacific erst am Ende des Krieges.
In diesen Jahren gründeten sich in Amerika zahlreiche kleine, regional begrenzte Bahngesellschaften, die für den Güter- und Personenverkehr zuständig waren. Wurden zunächst bevorzugt englische Loks in Amerika verwendet, so bauten die Amerikaner später eigene Dampfloks. Von diesen wurde (zunächst) bevorzugt der Typ 2-6-0 ("Mogul") eingesetzt, erkennbar an den wuchtigen Kaminen mit Funkenfängern und den hoch aufgewölbten (Sand-)Domen.
Zahlreiche Einser und auch andere Modellbahner denken heute, wenn sie solche Loks als Modelle sehen (z. B. von LGB in 1:22,5 oder als 1-Maxi), dass dies nur fantasievoll und bunt gestaltete Spielzeugloks für Kinder und Blechsammler seien.
Weit gefehlt, diese Loks waren als Vorbild meisterliche Konstruktionen, fast unverwüstlich (oft wurden sie mit Holz statt Kohle befeuert). Auch als Modell kann man damit was Spannendes und Unterhaltsames, auch durchaus Kreatives, anfangen!
Einige Vorbild-Exemplare laufen heute noch in Amerika!
Vorbildfoto:
Abbildung einer heute noch in den USA betriebsbereiten sog. Mogul-Lok des Typs 2-6-0 (nach deutscher (Achs-)Bezeichnung wäre dies eine 1'C-Lokomotive).
Postkartenfoto 1960:
Wird fortgesetzt!