Hi,
viele Einser – so jedenfalls meine Beobachtung – versuchen zunehmend, sich „sklavisch“ an irgendwelche tatsächlichen oder (oft) auch nur vermeintlichen „Epoche-Details“ zu orientieren. Das nenne ich aus meiner Sicht eine "Epoche-Klammer".
Diese Klammer aber schränkt oftmals die "Vielfalt" erheblich ein.
Selbstverständlich kann dies jeder nach eigenem Gusto so handhaben.
Schnell wird aber bei manchen die eigene ziemlich sklavische Sichtweise zur Messlatte für Kritik an anderen Einsern. Das heißt, es werden Anlagen oder zusammengestellte Garnituren von Kollegen dann teils „mitleidig“ als nicht epochegerecht kritisiert.
So konnte ich es verschiedentlich auf Ausstellungen vernehmen – ohne mich da einzumischen, denn nicht selten ist das fruchtlos.
Es wird m. E. nämlich vielfach vergessen oder durch allzu schematische Sichtweise vernebelt, dass Umstellungen im Fahrzeugbestand, Lackierungsvarianten oder auch generelle Um-Lackierungen und Um-Numerierungen sich bei der 1:1-Bahn oft über längere Zeiträume hinzogen.
Von daher sind auch unsere gebräuchlichen Epoche-Abgrenzungen niemals reales Spiegelbild
der tatsächlichen Gegebenheiten, sondern ein partiell nützliches, wenngleich objektiv unzulängliches Hilfsmittel für Modellbahnbetrachtungen – sonst nichts.
Als Beispiel mögen die Lackierungen hier angeführt werden.
Während bei der DRG (Deutsche Reichsbahn Gesellschaft) bei Personenwagen die Farbe „Braungrün“ (RAL-Ton 6008) vorherrschte, wurde ab 1950 bei der Deutschen Bundesbahn die Farbe „Flaschengrün“ (RAL-Ton 6007) u. a. für Personenwagen (aber auch z. B. für E-Loks) eingeführt.
Das bedeutet aber wiederum, dass 1950 durchaus auch noch Schürzenwagen in DRG-Braungrün liefen, bei denen aber der Reichsadler samt Hakenkreuz überpinselt war!
Ab 1962 schließlich wurde „Flaschenrgün“ durch die Farbe „Chromoxydgrün" (RAL-Ton 6020) ersetzt. Doch liefen z. B. Nebenbahn-Personenzüge noch Jahre in der „alten“ Farbe.
Ähnliches wie bei der Farbgebung gilt für Ausrüstung, Änderungen, Lackierungen bzw. Beschriftungen der Triebfahrzeuge. Bis in die 1960er Jahre hinein waren z. B. noch Dampfloks mit Wagner-Windleitblechen zu sehen usw. Ein echter Affront für manchen zu eng epoche-geprägten Modellbahnkritiker!?
Was will ich damit sagen?
Man sollte sich m. E. selbst nicht zu starke „Epochen-Klammern“ anlegen, sondern der „Vielfalt“ in gewisser Weise freien Lauf lassen.
Ich selbst nehme mir bei der Modellbahn – aus „Spaß an der Freud`“ (wie der Rheinländer es gerne ausdrückt) die Freiheit, „epocheübergreifende“ Garnituren zusammenzustellen.
Aber - wie heißt es so treffend: „Jeder nach seiner Facon“.
Grüße!
Al