Hallo -
sah mir die Sendung heute an.
Erwartungsgemäß ging es im Wesentlichen um die Aufarbeitung der Geschichte.
Der Film zeigte beeindruckend, wie stark, ja eigentlich wie grundlegend die Reichsbahn beteiligt war an der Deportation von Menschen. Zeitweise wurden täglich 5.000 Menschen meist mit Güterwaggons (!) in die KZ-Lager transportiert, und zwar unter schrecklichen Bedingungen.
Nur selten wurde mit den typischen Abteilwagen (s. Foto eines preussischen C3-Abteilwagens) deportiert, meist wurden die Menschen in Güterwaggons auf engstem Raum eingepfercht.
Foto: Joachim Müllerchen (2006 in Usedom aufgenommen); Copyright: gemeinfrei lt.
http://commons.wikimedia.org/wiki/Common...ion_License_1.2
Dargestellt wurde auch, wie stark die Rüstungsproduktion (und dazu zählte auch die Herstellung von Rollmaterial) abhängig war von Zwangsarbeitern. Am Beispiel des AW Schwerte und der Krupp-Produktion wurde das deutlich.
Durch alte Filmbeiträge der Deutschen Wochenschau bekam man einen Einblick in das Geschehen. So sah man z. B. die Tagesproduktion (!) von 51 Loks der Kriegsbauart 52 oder den Bau des Eisenbahngeschützes Dora (Kaliber 80 cm).
Deutlich wurde zudem, dass die Eisenbahner nach dem Verständnis des NS-Regimes kriegsentscheidende Bedeutung hatten.
Mir bisher unbekannt war, dass an Eisenbahner auch Eiserne Kreuze verliehen wurden. Reichsverkehrsminister Dorpmüller bekam sogar das Ritterkreuz.
Etwas zu wenig wurde in diesem Film herausgearbeitet, dass der normale Eisenbahner – nach meiner Meinung und nach meiner Kenntnis aus Berichten von Verwandten, die als Eisenbahner tätig waren, gar keine reelle Chance hatte, sich gegen das Regime wirksam aufzulehnen. Jeder war in die strikte Befehls-Gehorsams-Struktur eingebunden. Etwa 100 Eisenbahner wurden dennoch hingerichtet, u. a. wegen Sabotage, sog. Wehrkraftzersetzung u. Ä.
Der Hauptverantwortliche der Reichsbahn, Staatssekretär Ganzenmüller, floh nach dem 2. Weltkrieg zunächst nach Argentinien. Später, im Jahre 1952, kam er zurück und wurde angeklagt. Nach einem Herzinfarkt schloss man die Akte.
Alles in allem ein interessanter Film, der nicht so sehr die technische Seite beleuchtete, sondern die geschichtlichen Zusammenhänge komprimiert darstellte.
Viele Grüße!
Konny
Scio, neminem posse beate vivere, ne tolerabiliter quidem, sine sapientiæ studio.
(Ich weiß, dass niemand glücklich oder auch nur erträglich leben kann - ohne Studium der Weisheit; Zitat v. Seneca).